Dag 24 - Montag - 02.10.2023 - Fahrt nach Tanumshede - Båstnäs - Halden

Mit ca. 300 km haben wir heute eine lange Fahrt vor uns. Nachdem wir um 05:30 aus dem Bett sind, packen wir fix das Auto. Reinigen müssen wir im Haus nichts, dennoch räumen wir auf, packen das Geschirr in die Spülmaschinen und wischen über den Tisch. Die schmutzigen Handtücher legen wir in die Waschmaschine.

Um Viertel nach 7 sitzen wir im Auto, nach ca. 1,5 Stunden legen wir in Arvika einen Tankstopp ein.
Dann geht es weiter – “Ach guck mal ein See” und eine Kirche und jede Menge Wald.

Jetzt fahren wir noch ca. 30 Minuten über Dirtroads bis wir Båstnäs erreichen. Was wollen wir hier?

Mitten im Wald liegt ein Kult Schrottplatz.

Wie kommt es mitten im Wald zu einem Schrottplatz?

In den 1950er Jahren, als in Norwegen noch fast keine Privatwagen fuhren, hatten die Norweger erlassen, dass der Import von Autos extrem hoch besteuert werden sollte.

Jedoch war der Import von Einzelteilen von Schweden nach Norwegen günstig und erlaubt. Also gründeten 1955 die Brüder Rune und Tore Ivansson im grenznahem Bästnäs, eine Werkstatt.

Die Geschäftsidee war: in Schweden die Fahrzeuge auseinander zu nehmen, die Einzelteile über die Grenze zu transportieren und sie in Norwegen wieder zusammenzubauen.

Das Geschäft lief so gut, dass nach einiger Zeit rund um das Haus und die Werkstatt extrem viele Autos zusammenkamen, die entweder in Einzelteilen verkauft werden sollten, oder als Ersatzteilspender dienten.

1986 als das Gesetz wieder zu Gunsten der Norweger geändert wurde, gaben die Brüder das Business auf. Zuerst wurde der Betrieb verkleinert und schließlich wurde den Brüdern Mitte der 1980er Jahre die Schrottlizenz entzogen.

Heute gibt von fast jeder Marke jede Menge Fahrzeuge, die immer noch um das Haus herum, aber auch mitten im Wald drumherum, herumstehen.

Die Natur holt sich nach und nach ihr Revier zurück, so wachsen Büsche, Gras, Moos und Pilz munter an den rostigen Karossen weiter.

Für uns ist das ein Foto Eldorado. Wir trennen uns und laufen jeder für sich staunend über das riesige Gelände.
Es ist schier unglaublich, wie viele Autos hier vorhanden sind.
Einige stehen in Reih und Glied, andere Schrotthaufen sind aufeinander gestapelt, dass ich Angst habe, dass es jederzeit einstürzen kann.

Faszination für die alten Karossen und die somit außergewöhnlichen Motive und Unverständnis, wie man so viel Blech und Öl einfach so im Wald herumliegen lassen kann, wechseln sich ab.

Krass, die Kameras glühen.

Mit uns sind noch ein paar andere Leute hier. Ca. 10 Leute laufen so gleichzeitig, ohne sich in die Quere zu kommen, über das riesige Gelände.
Einige passieren nur kurz, springen raus und machen ein paar Handybilder, andere sind wie wir mit Stativ und großen Kamera unterwegs, halten sich einige Zeit auf.

Die Zeit vergeht, wir haben uns tatsächlich hier 2 Stunden fest geknipst. Ohne dass es öde geworden wären, hätten es sicherlich noch mal 2 Stunden werden können.

Die Zeit drängt ein wenig.

118 km liegen immer noch vor uns. Über die grüne Grenze reisen wir nach Norwegen ein.

Halden ist ein recht großer Grenzort an der Mündung des Fluss Tista in den Iddefjörd.

In den späten 1960er Jahren befand sich der damals leistungsstärkste Großrechner Norwegens in den Räumlichkeiten des Instituts für Energietechnik in Halden. Von den 1960er bis 1980er Jahren war die Stadt für ihre hohe industrielle Umweltverschmutzung berüchtigt, die größtenteils auf die Papierfabrik Norske Skog Saugbrugs zurückzuführen war.

Als Ergebnis von Projekten, die sowohl von Norske Skog-Saugbrugs als auch von der Stadtverwaltung initiiert wurden, wurden die verschmutzten Fjorde und Flüsse von Halden gereinigt und die Stadt wurde 1996 zur Umweltstadt Norwegens ernannt.

Wir stoppen in der Stadt weder wegen des Titels der Umweltstadt noch wegen des supermodernen und zugleich liberalen Hochsicherheits-Gefängnisses.

Die Festung, die über der Stadt thront, weckt unser Interesse.

Die Festung wurde im 17. Jahrhundert als Ersatz für die Bohus-Festung errichtet, die 1658 im Vertrag von Roskilde verloren ging, als Bohuslän an Schweden abgetreten wurde. Halden wurde nie von einer Invasionsarmee gewaltsam eingenommen, obwohl es im Zweiten Weltkrieg von Nazi-Truppen besetzt war.

Nachdem wir uns ausgiebig in der Festung umgesehen haben, geht über die alte Svinesundsbron nach Schweden zurück.
Mario geht auf die Brücke, ich zu einem Aussichtspunkt.

Hinter der Grenze hat es ein großes Outlet und diverse Lebensmittelläden. Erst denken wir, es wäre eine gute Idee, hier einzukaufen. Es ist uns aber heute viel zu voll. 100te Norweger sind auf der Jagd nach billigen Zeugs.

Uns ist es egal, ob es hier ein paar Öre billiger ist als anderswo.
Auf zu viele Menschen in Einkaufspanik haben wir keine Lust.

Den Einkauf erledigen wir in Strömstad, ca. 30 km von der Grenze entfernt in einem Willys.

Gegen 18 Uhr sind wir fast an der Unterkunft angekommen. Wäre jetzt bei dem tollen Himmel aber zu schade, um diese Zeit einzuchecken.

Frierend huschen wir zum nächstgelegene Beach, um dort den Sonnenuntergang zu erleben. Hat sich gelohnt. Schnell über die Pferdewiese zum Strand, bevor die Sonne in den Wolken verschwindet.

In der blauen Stunde kommen wir in Tanum bei gebuchten Airbnb an.

Mit einem Code öffnet sich die Türe zu dem sehr schönen Haus. Wir fühlen uns direkt wohl.

Abendessen muss schnell gehen, wir sind müde von der Fahrt. Salat, fertige Chickenstreifen und ‘ne Sauce aus der Flaschen reicht uns.

Wetter: Sonnig bis 16 °
Sights/Unternehmung: Autofriedhof - Halden Festung
Wanderungen: 2 Stunden Autofriedhof
Abendessen: Salat mit Chickenstreifen

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