Dag 26 - Freitag, 27.09.2024 - Leikanger - Supphellebreen - Fjærland

Nach dem gestrigen Tag lassen wir es heute wieder ruhiger, weniger spektakulär angehen. Wir wollen uns mal die Gegend oberhalb des westlichen Sognefjordes ansehen. Nett wäre auch ein Ausflug mit der Fähre nach Balestrand.
Das Wetter ist uns wieder wohl gesonnen, die Sonne scheint an einem wolkenlosen Himmel.

Mit dem Auto fahren wir im Ortes Hermansverk ins Skigebiet. Bei 2 Grad plus beginnen wir die Wanderung. Schön, die vereisten Steine und Vegetation.

Der Weg führt bald in einen dichten Kiefernwald.

Vorsichtig hangeln wir uns auf sehr schmalen Pfaden am steilen Hang entlang, der Wald lichtet sich und der Blick auf den wunderschönen Sognefjord wird frei.

Der Aussichtspunkt ist eigentlich gesperrt, wir sind aber mal dreist und gehen über den eh schon kaputten Zaun weiter an eine Felskante.

Was wollen wir mehr, Sonne, eine tolle Sicht und wir zwei, einfach herrlich. Glücklich stehen wir da und genießen das Leben.

Fasziniert vom bemoosten Kiefernwald, setzten wir die Wanderung fort.

Bäume liegen ab und zu quer. Klettern wir eben drüber.

Eine Lichtung wird erreicht, perfekt wäre jetzt noch eine Elchsichtung. Gibt es hier überhaupt Elche? Mittlerweile glauben wir ja gar nicht dran, dass in Norwegen überhaupt welche leben.

Nach rund 2,5 Stunden kommen wir nah des Parkplatzes aus dem Wald heraus. Es ist gerade mal 11 Uhr, der Tag ist noch jung.

Die Idee, mit der Fähre, ohne Auto, mal auf die andere Seite zu fahren, wird verfolgt. Leider fährt die Fähre nur nach Dragsvik oder Vangsnes, da wollen wir nicht hin. Schöner wäre Balestrand. Dann eben nicht.

Beeindruckt betrachten wir eine Weile das Anlegen und Abfahren der Elektrofähren. So sanft und leise gleiten sie über den friedlichen Fjord.

Faszinierend ist es, wie die Fähren in den Standzeiten kontaktlos aufgeladen werden.
Warum klappt das hier in Norwegen, und bei uns kriegt man nichtmal eine Elektrofähre über einen schmalen Fluss zum Laufen.


  Supphellebreen

Plan B muss her – habe keine Idee mehr. Kurzerhand düsen wir noch mal zum Supphellebreen Gletscher, in der Hoffnung, dass das Licht dort besser ist als an Ankunftstag.

Das ist es in jedem Fall, obwohl der Himmel gerade dabei ist, Wolken zu senden.

Heute haben wir uns die Wasserschuhe angezogen, damit wir näher an den Gletscher herankommen, das letzte Mal versperrte uns der Gletscherfluss den Zugang.

Witzig ist die Situation, als ein weiteres Paar genau an den Fotospot möchte an dem wir bereits sind.. Verzweifelt suchen sie den Überweg über den Fluss, der zum Teil wirklich fast knietief ist.
Ohne den Fluss zu durchqueren, kommt man nun mal nicht an diese Stelle, an der wir stehen.

Die zwei kommen aber auch nicht auf die Idee uns zu fragen, wie wir denn hingekommen sind. Waren sicher wieder Deutsch im Zeugenschutzprogramm. Wir hatten freundlich gewunken kam aber keine Reaktion.

Amüsiert sehen wir eine Weile zu, dann widmen wir uns unseren Fotos.


  The Norwegian Book Town

Da wir noch gar nicht auf der anderen Seite des Fjærland Fjordes waren, holen wir das heute nach. Am Gletschermuseum vorbei, fahren wir die Sackgasse bis in den kleinen Ort.

Das Hotel Mundal wird gerade renoviert, gegenüber befindet sich die schöne rote Kirche.

Das Hotel Mundal liegt malerisch unmittelbar am Fjærlandsfjord.
Die Nähe zu den Gletschern zog Ende des 19. Jahrhunderts Künstler, Wanderer und Touristen in die Gegend.
Gäste brauchen eine Übernachtungsgelegenheit, daher eröffneten der Gletscherführer Mikkel Mundal und seine Schwester Brita „Mundals Gjestgiveri“.
Einige Jahre später bauten Brita und Mikkel zusammen mit ihren Geschwistern Per und Johannes und Britas Ehemann Olaus 1891 das Hotel Mundal.

Olaus, Brita und Mikkel führten das Hotel dann bis zu ihrem Tod in den 1930er Jahren.

Olaus und Brita hatten 6 Kinder davon heiratete nur das jüngste, Borghild, und bekam Kinder. Sie zog nach Bergen, wo sie und ihr Mann als Lehrer arbeiteten, bis sie Anfang der 1970er Jahre in den Ruhestand gingen. Die 3 Kinder des Paares Olav, Marit und Alv sind alle verheiratet und leben teilweise in Fjærland und teilweise in Oslo und Stavanger. Keiner von ihnen hat das Hotel übernommen.

Heute gehört das Hotel Ola Moe und er möchte die Tradition im Hotel Mundal für die nächsten Generationen bewahren.

Nach der Renovierung wird das Hotel im Sommer 2025 seine Pforten erneut öffnen.

Das Hotel war seit seiner Eröffnung nur einmal, nämlich während des Zweiten Weltkriegs, zwischen 1940 und 1945 geschlossen.

Dann entdecken wir “The Norwegian Book Town”.

Seit 1995 beherbergt Mundal, das Zentrum des kleinen Dorfes Fjærland am Sognefjord, etwa vier Kilometer Bücher.
Im Ort findet man überall Bücher in Warteräumen von Fähren, Ställen, Banken, einem ehemaligen Postamt und einem Lebensmittelgeschäft, die meisten Werke zu gebraucht.
Das riesige “Tusund og ei natt” ist das einzige Geschäft, das speziell für Bücher gebaut wurde.
Das kleine Außenregal Sjølvplukk, was soviel heißt wie: Wählen Sie Ihr eigenes Buch” bezeichnet sich ehrlichste Buchhandlung des Landes und vertraut darauf, dass jeder der ein Buch mit nimmt, einen kleinen Geldbetrag in einer Kiste hinterlässt.

Wir wundern uns über die große Ansammlung an Büchern, vor allen an alten Büchern, denn die die hier draußen in der Feuchtigkeit liegen, gammeln vor sich hin, zumindest strömen sie einen sehr muffigen Geruch aus.

Geschichte der Book Towns:
Eine Buchstadt ist eine Kleinstadt oder ein Dorf mit einer großen Anzahl von Antiquariaten und Antiquariaten.

Die erste Buchstadt war Hay-on-Wye in Wales. 1961 begann Richard Booth, Anhängerladungen gebrauchter Bücher aus der verlassenen Feuerwache des Dorfes zu verkaufen. Hay ist heute bei Literaturliebhabern auf der ganzen Welt bekannt und ist Gastgeber des weltberühmten Hay Festival of Literature and the Arts.

Das Phänomen hat sich seitdem in alle Ecken der Welt ausgebreitet, obwohl die meisten Buchstädte in Europa liegen.

Fasziniert von diesem Kleinod halten wir uns eine ganze Weile auf und lichten alles in Ruhe ab.

Da heute der letzte Tag in dieser Region war, fahren wir gegen 17:00 zurück halten noch mal am Viewpoint über den Fjord um dann in Sogndal den Wagen noch mal aufzuladen. Morgen geht es weiter zur letzten Station der Reise.

Am Abend packen wir die Koffer und lassen den Abend nach diesem wunderschönen Tag gemütlich ausklingen.


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Sights: Supphellebreen, The Norwegian Book Town
Schritte: 16.368
Lauf-Kilometer: 9,85
Höhenmeter:  480
Fahr-Kilometer: 160

Google Maps erstellt hier die falsche Route. Wir sind vom Fährkai Hella, natürlich wieder zurück gefahren.